Zum 50sten Todestag von PETER BRÜNING am 25. Dezember 1970

Vor 50 Jahren ...

... am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages, am 25. Dezember 1970, ist der in Düsseldorf geborene Künstler Peter Brüning im Alter von gerade 41 Jahren in Ratingen gestorben.

Eine schon früh viel beachtete künstlerische Entwicklung, der Folgerichtigkeit, bildnerische Erfindungskraft und geistige Intensität zu Eigen ist, fand damit ihren jähen Abschluss.

Die zu dieser Zeit in Düsseldorf laufende, vielbeachtete große Einzelausstellung »Peter Brüning - Superländer und Signale«, die der damalige Direktor des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf, Karl-Heinz Hering, dort in einem innerhalb des Hauses damals häufiger üblichen Tausch in den Räumen der Kunsthalle mit großem Erfolg zeigte, wurde so über Nacht unversehens zur Gedächtnisausstellung und blieb damit für immer denk- und erinnerungswürdig.

Dieses Ereignis zum Anlass nehmend, waren für 2020 etliche Aktivitäten geplant, die nun alle den aktuellen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen sind.

 

 

Peter Brüning 
21. November 1929 Düsseldorf | 25.Dezember 1970 Ratingen

Am 25. Dezember 2020 jährt sich der Todestag des Künstlers zum 50sten Male. In der Rückschau auf den in der Blüte seiner Jahre viel zu früh verstorbenen Künstler muss man unwillkürlich an das Phänomen einer schon in sehr jungen Jahren viel beachteten künstlerischen Entwicklung denken, der Folgerichtigkeit, bildnerische Erfindungskraft und geistige Intensität zu Eigen ist, die zwar Ende 1970 ihren jähen Abschluss fand, aber als Ganzes auf eine ganz besondere Art in sich vollendet und geschlossen erscheint.

Als zentrale Figur der deutschen Kunstgeschichte der 1950/60er Jahre hat er ein außergewöhnlich vielfältiges und wegweisendes Werk hinterlassen und als solche den künstlerischen Neuanfang nach dem Krieg entscheidend mitgestaltet. 

Brüning gehörte zu den Initiatoren, Wegbereitern und Sinnträgern jenes geistigen Klimas der fünfziger Jahre, in dessen Aura sich im Rheinland die legendäre »Düsseldorfer Kunstszene« entwickeln konnte. Der 1929 in Düsseldorf geborene Peter Brüning, der seit 1969 einen Lehrstuhl für Freie Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie innehatte, kann in gewisser Weise als eine Integrationsfigur innerhalb dieser Szene angesehen werden. 

Von 1950 bis 1952 als Student bei Willi Baumeister in Stuttgart und von 1952 bis 1954 zu Studienzwecken in Paris, war Peter Brüning als noch nicht 30jähriger einer der jüngsten und wichtigsten Protagonisten des deutschen Informel und erlangte bereits in den 1950er Jahren internationale Anerkennung.

Zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland, etliche Förderpreise und die Beteiligung an den wichtigsten Ausstellungsprojekten seiner Zeit [u.a. documenta II (1959), III (1964) und IV (1968)] geben Zeugnis von diesem Erfolg.

Durch sein innerhalb von kaum mehr als fünfzehn Jahren entstandenes umfangreiches Hauptwerk zieht sich wie ein roter Faden das Thema Landschaft - wenn auch nicht mehr im konventionellen Sinne gebraucht. Für die Darstellung von Phänomenen innerhalb der Landschaft, besser eigentlich der Natur, hat Peter Brüning sich eines wandelnden Zeichenrepertoirs bedient, das in der Reflexion zu seiner ihn direkt umgebenden Umwelt entstanden ist. Brüning selbst bemerkte 1965 in einem Interview, dass seine vermeintlich verschiedenen Ausdrucksformen eigentlich immer dasselbe Anliegen spiegeln: die Landschaft. 

Von 1964 an fanden allgemeingültige Zeichensysteme wie die Kartographie und Verkehrszeichen schrittweise Eingang in seine Bildsprache. Es entstehen Bilder, Installationen, Skulpturen, die die Realität der Kunst befragt und eine für diese Zeit radikale Position markiert.
Vom heutigen Standpunkt aus kann man dieser Eigenständigkeit und Innovationskraft des noch jungen Künstlers nur Bewunderung entgegenbringen. Was durch diese Künstlerpersönlichkeit noch alles möglich gewesen wäre, bleibt allein Spekulation. 

In Brünings Werk artikulieren sich aus der Vorstellung seiner Zeit gewachsene Ereignisse zu Bildfindungen, die - gerade weil sie »auf der Höhe der Zeit«, also zeitgemäß im besten Sinne sind - die innere Notwendigkeit einer gültigen und damit zeitlosen Ordnung in sich tragen, als eine Eigenschaft, die qualitative Kunst auszeichnet. 

Marie-Luise Otten

 

Englisch:

50 years ago ... Peter Brüning 
November 21, 1929 Düsseldorf | December 25, 1970 Ratingen  

December 25, 2020 will mark the 50th anniversary of the artist's death. In retrospect of the artist, who died much too early in the prime of his years, one must involuntarily think of the phenomenon of his early artistic development, which at the end of 1970 came to a sudden conclusion, but as a whole was completed in a very special way: in their consistency, visual inventiveness and spiritual intensity.

As a central figure in the history of German art in the 1950s and 60s, Brüning left an extraordinarily diverse and ground-breaking work, decisively shaping the artistic new beginning after the war.

Brüning was one of the initiators, pioneers and bearers of the intellectual climate of the fifties, in which the legendary "Düsseldorf art scene" developed. Born in Düsseldorf in 1929, he held a professorship for free painting at the Düsseldorf Art Academy since 1969, and he can almost be regarded as an integrator in this scene.

Previously from 1950 to 1952 as a student with Willi Baumeister in Stuttgart and from 1952 to 1954 for study purposes in Paris, Peter Brüning became one of the most important protagonists of the German Informel in the late 1950s, not yet 30 years old, and gained international recognition.

Numerous solo exhibitions at home and abroad, numerous awards and participation in the most important exhibition projects of his time [a.o., documenta II (1959), III (1964) and IV (1968)] prove this success.

The topic of his extensive main work, which was accomplished in barely more than fifteen years, is the landscape, although no longer used in the conventional sense. For the representation of phenomena within the landscape, better actually of nature, Peter Brüning used a changing drawing repertoire, which arose in the reflection to his directly surrounding environment. Brüning himself noted in an interview in 1965 that his allegedly different forms of expression actually always reflect the same concern: the landscape.

From 1964 onwards, universal sign systems such as cartography and traffic signs gradually became part of his imagery. Pictures, installations and sculptures are created that question the reality of art and mark a radical position for this time. From today's point of view, one can only admire the self-reliance and innovative power of this young artist. What would have been possible through this artist's personality remains speculation alone.

In Brüning's work, events that evolved from the idea of ​​his time articulate pictorial inventions, which - precisely because they are "up to date", i.e., in the best sense of the word - carry within themselves the inner necessity of a valid and therefore timeless order that distinguishes qualitative art.

Marie-Luise Otten 

 
  

Legende Abbildungen:

1 | Peter Brüning | »Straßenwand«, (entstanden für die »documenta IV«, 1968), 1968 
Spanplatten, Polyester, Nirosta, farbig gefasste Eisenbleche, elektrische Anlage
H 330 x B 580 x T 80 cm | 
Werkverzeichnis: Otten 703 | Foto: Robert Häusser, Mannheim
Courtesy: Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen
Ausstellungsansicht »Peter Brüning - Superländer und Signale«,
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, 1970 

2 | Peter Brüning | »Objektive Landschaft« (fünf kartogaphische Baumzeichen für Laubwald), 1969 
Glasfiber, je H 220 x B 58 x T 250 cm | Werkverzeichnis: Otten 710 | Foto: Robert Häusser, Mannheim
Ausstellungsansicht »Peter Brüning - Superländer und Signale«,
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, 1970  

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, hat dieses Ereignis dankenswerterweise zum Anlass genommen, seine Archivseiten zu der Brüning-Auststellung 1970 (ergänzt durch Archivalien aus dem Nachlass Peter Brüning, Ratingen, aus dessen Fundus: Installationsfotos und Original-Pressetexte) auszubauen und um wesentliche Informationen zu erweitern. 
https://kunstverein-duesseldorf.de/ausstellungen/superlaender-und-signale/

 

Zu Peter Brüning vgl. auch Museum Ratingen:
https://www.stadt-ratingen.de/freizeit_kultur_sport_tourismus/museum/sammlung/index.php