Peter Brüning zum 90sten

PETER BRÜNING (1929-1970)

Am 21. November 2019 wäre Peter Brüning 90 Jahre alt geworden. In der Rückschau auf den in der Blüte seiner Jahre früh verstorbenen Künstler muss man unwillkürlich an das Phänomen einer schon in sehr jungen Jahren viel beachteten künstlerischen Entwicklung denken, der Folgerichtigkeit, bildnerische Erfindungskraft und geistige Intensität zu Eigen ist, die zwar Ende 1970 ihren jähen Abschluss fand, aber als Ganzes auf eine ganz besondere Art in sich vollendet und geschlossen erscheint.

Als zentrale Figur der deutschen Kunstgeschichte der 1950/60er Jahre hat er ein außergewöhnlich vielfältiges und wegweisendes Werk hinterlassen und als solche den künstlerischen Neuanfang nach dem Krieg entscheidend mitgestaltet. 

Brüning gehörte zu den Initiatoren, Wegbereitern und Sinnträgern jenes geistigen Klimas der fünfziger Jahre, in dessen Aura sich im Rheinland die legendäre »Düsseldorfer Kunstszene« entwickeln konnte. Der 1929 in Düsseldorf geborene Peter Brüning, der seit 1969 einen Lehrstuhl für Freie Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie innehatte, kann in gewisser Weise als eine Integrationsfigur innerhalb dieser Szene angesehen werden. 

Von 1950 bis 1952 als Student bei Willi Baumeister in Stuttgart und von 1952 bis 1954 zu Studienzwecken in Paris, war Peter Brüning als noch nicht 30jähriger einer der jüngsten und wichtigsten Protagonisten des deutschen Informel und erlangte bereits in den 1950er Jahren internationale Anerkennung.

Zahlreiche Einzelausstellungen im In- und Ausland, etliche Förderpreise und die Beteiligung an den wichtigsten Ausstellungsprojekten seiner Zeit [u.a. documenta II (1959), III (1964) und IV (1968)] geben Zeugnis von diesem Erfolg.

Durch sein innerhalb von kaum mehr als fünfzehn Jahren entstandenes umfangreiches Hauptwerk zieht sich wie ein roter Faden das Thema Landschaft - wenn auch nicht mehr im konventionellen Sinne gebraucht. Für die Darstellung von Phänomenen innerhalb der Landschaft, besser eigentlich der Natur, hat Peter Brüning sich eines wandelnden Zeichenrepertoirs bedient, das in der Reflexion zu seiner ihn direkt umgebenden Umwelt entstanden ist. Brüning selbst bemerkte 1965 in einem Interview, dass seine vermeintlich verschiedenen Ausdrucks-formen eigentlich immer dasselbe Anliegen spiegeln: die Landschaft. 

Von 1964 an fanden allgemeingültige Zeichensysteme wie die Kartographie und Verkehrszeichen schrittweise Eingang in seine Bildsprache. Es entstehen Bilder, Installationen, Skulpturen, die die Realität der Kunst befragt und eine für diese Zeit radikale Position markiert. Vom heutigen Standpunkt aus kann man dieser Eigenständigkeit und Innovationskraft des noch jungen Künstlers nur Bewunderung entgegenbringen. 
Was durch diese Künstlerpersönlichkeit noch alles möglich gewesen wäre, bleibt allein Spekulation. 

In Brünings Werk artikulieren sich aus der Vorstellung seiner Zeit gewachsene Ereignisse zu Bildfindungen, die - gerade weil sie »auf der Höhe der Zeit«, also zeitgemäß im besten Sinne sind - die innere Notwendigkeit einer gültigen und damit zeitlosen Ordnung in sich tragen, als eine Eigenschaft, die qualitative Kunst auszeichnet. 

Anfang des Jahres (Jan./März) waren ihm zwei Einzelausstellungen in der Galerie Haas (Zürich und Berlin) gewidmet, die in enger Kooperation mit dem Nachlass Peter Brüning entstanden sind und von einem Katalog in deutscher und englischer Sprache begleitet wurden.

Weitere Ausstellungen in Frankreich und den USA sind in der Planung.